Zwei Wochen durch das Herz von Botswana inkl. Simbabwe & Sambia
Von Simbabwe nach Sambia: Zu Fuß über die Grenze und ein leergeräumtes Portemonnaie
Zwei Tage in Simbabwe – zu Fuß über die Grenze nach Sambia. Es klingt nach Abenteuer, nach Freiheit. In Wahrheit war es auch ein kleiner finanzieller Albtraum. In Simbabwe wird mit US-Dollar gezahlt und gefühlt wurden wir direkt an der Grenze einmal komplett „abgeerntet“. Die Einreise? Völlig überteuert. Und dann das: Nicht überall konnte man mit Karte zahlen – stattdessen galt eine mysteriöse fifty-fifty-Regelung zwischen Cash und Kreditkarte. Und überall diese Extrapreise für Touristen: ob an den Victoria Falls oder im Supermarkt – unser Geldbeutel schrumpfte schneller als unser Vertrauen. Im Supermarkt standen für die Einheimischen ganz andere Preise auf dem Kassenzettel als für uns. Willkommen in Simbabwe – spektakulär, aber schmerzhaft für die Reisekasse.
- 303 € allg. Einreise-kosten
- 52 € (60 US$) für das Visum
- 87 € (100 US$) für das Auto (Einreisegebühren, Versicherung etc.)
- 52 € (60 US$) Eintritt für die Victoria Falls
- (112 € für zwei PCR-Tests)
Victoria Falls – Zwischen Gischt, Grenzbrücke und Gänsehaut
Die Victoria Falls – seit langem ein Traumziel von uns. Und endlich stehen wir in Simbabwe, nur wenige Schritte entfernt von einem der beeindruckendsten Naturwunder Afrikas. Über die Brücke an der Grenze zu Sambia spazieren wir voller Vorfreude. Von hier bietet sich bereits ein erster Blick auf das donnernde Wasserspektakel – ein Vorgeschmack auf das, was noch kommt.
Doch der Moment wird zunächst ein wenig getrübt. Mehrere Straßenverkäufer sprechen uns ununterbrochen an, begleiten uns ein Stück, wollen Souvenirs verkaufen oder einfach nur ins Gespräch kommen. Die permanente Aufdringlichkeit nimmt uns etwas von der Magie dieses ersten Eindrucks – schade.
Aber all das ist schnell vergessen, als wir später im Victoria Falls Nationalpark stehen. Der Sambesi-Fluss stürzt sich hier auf einer Breite von fast zwei Kilometern donnernd in die Tiefe. Die gewaltige Gischt hängt wie ein Nebel in der Luft, gingantische Regenbögen tanzen im Sonnenlicht – ein Naturschauspiel, das sprachlos macht. Innerhalb weniger Minuten sind wir komplett durchnässt, aber das stört uns nicht im Geringsten. Ganz im Gegenteil – dieser Moment ist unvergesslich. Was für ein Tag
🗺️ Infos & Tipps zu den Victoria Falls
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📍 Lage: Victoria Falls Nationalpark, Simbabwe (Grenze zu Sambia)
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🎟️ Eintritt: ca. 60 US$ pro Person (Stand 2025)
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🕒 Beste Besuchszeit:
– Februar–Mai: Maximale Wassermengen, spektakuläre Gischt (aber auch sehr nass!)
– Juli–September: Klarere Sicht auf die Felswände, weniger Wasser, besser für Fotos -
🌉 Tipp: Spaziergang über die Grenzbrücke nach Sambia erlaubt einen ersten Blick – Reisepass mitnehmen!
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📸 Mitbringen: Regenjacke oder Poncho, wasserdichte Hülle für Kamera/Handy
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🚫 Achtung: In der Grenzregion sind viele Straßenhändler unterwegs – höflich, aber bestimmt ablehnen, wenn man nichts kaufen möchte.
Stars und Bushbabys
Eine Nacht im berühmten Planet Baobab, einem der „10 Lonely Planet Places“. Die Lodge – liebevoll gestaltet, mit riesigen Affenbrotbäumen, einem Pool, Massagemöglichkeit und sogar einem kleinen Museum. Hier haben schon etliche Prominente genächtigt, und auch wir spüren ein kleines Prickeln. Beim Abendessen im Restaurant entzücken uns auf den Balken über uns niedliche Bushbabys mit ihrer Anwesenheit.
Auf der Campsite sind wir nicht ganz allein – eine andere Overlander-Gruppe teilt mit uns den Platz. Es ist ruhig, friedlich, ein bisschen wie ein Durchatmen nach den chaotischen Grenztagen.
Moremi Nationalpark: Der Tag, an dem wir fast im Schlamm versanken
Der Plan: Nxai Pan besuchen. Die Realität: Wir stehen am Gate, können nicht mit Karte zahlen, nicht mit US-Dollar – und der nächste Geldautomat ist 210 Kilometer entfernt in Maun. Afrika lehrt dich Geduld – und Improvisation. Also fahren wir direkt nach Maun, füllen Vorräte auf, holen Bargeld und machen uns auf den Weg zum South Gate vom Moremi Nationalpark.
Nach 30 Kilometern Asphalt beginnt der echte Abenteuerweg: eine Gravelroad durch den Busch, durchzogen von Sand, Lehm, tiefen Schlaglöchern, hüfttiefe Pfützen und trügerischen Mudholes. Wir folgen den Reifenspuren – und hoffen einfach. Vor jedem Schlammloch schnellt mein Puls in die Höhe. Und dann passiert’s: Wir bleiben stecken.
Das Heck unseres Hilux versinkt mit einem dumpfen Blubb im Schlamm. Kein Auto in Sicht. Kein Telefonnetz. Keine Chance auszusteigen – das Gelände gehört den Elefanten. Ich halte den Atem an. Frank bleibt ruhig, aktiviert alle Sperren, schaltet in den Rückwärtsgang. Nichts. Wieder vorwärts, diesmal mit leicht eingeschlagenen Rädern. Wir beten. Und dann – wie aus dem Nichts – zieht sich unserer „Big Mama“ selbst aus dem Sumpf.
Schlammverkrustet bis zu den Türgriffen, völlig erleichtert, steigen wir aus. Und entdecken: Unser Reserverad ist weg. Einfach weg. Im Schlamm unter uns – unerreichbar. Wir haken es ab, dankbar, dass wir überhaupt noch fahren können. Denn was wäre gewesen, wenn wir die Nacht hier hätten verbringen müssen? Eingeschlossen. Umzingelt von Wildnis. Vielleicht besucht von neugierigen Elefanten. Der Gedanke ist lähmend.
Wir schaffen es noch rechtzeitig zum South Gate – gerade so vor 19 Uhr. Zwei alte Damen empfangen uns mit der Frage: „Why are you so late?“ Wir lachen nervös. Die Campsite dahinter ist menschenleer, von brennenden Baumstämmen gesäumt – angeblich gegen Elefanten. Die junge Rangerin lacht über meine Angst. „Are you scared?“ – „Yes.“ – „Don’t be.“
Dann verschwindet sie mit Kind, Mann, Rechen und Schubkarre in den Busch. Zurück bleiben Stille, Dunkelheit – und wir.
Diese Nacht ist angespannt. Kein Strom. Kein Empfang. Keine Zäune. Nur unser kleines Dachzelt in der Weite Afrikas. Wir beten, dass es nicht regnet – denn sonst wäre der Rückweg unmöglich. Aber wir haben Glück.
Raus aus dem Park, rein in die Zivilisation
Am nächsten Morgen, müde, erleichtert, fahren wir zurück. Das Schlammloch unseres Schreckens scheint geschrumpft zu sein – oder ist es unser Mut, der gewachsen ist? Unser Reserverad? Weg. Aber egal. Wir sind heil. Und vor allem: lebendig.
Schock, Regen & Begegnungen
Unsere nächste Basis ist die Drifters Maun Campsite – direkt am Boteti-Fluss. Die Toilettenhäuser? Unterirdisch. Aber die Lage wunderschön. Am ersten Abend treffen wir Cronje, unseren Host, und seine Frau Anita an der Bar. Ein echtes Gespräch, echtes Lachen, echtes Afrika
Ich sitze am Restaurant und schreibe an unserem Reiseblog, während Frank unser Dachzelt aufbaut. Plötzlich höre ich aus der Ferne meinen Namen, sie kam von unserem Auto. Ich bin sofort hingelaufen, da stand Frank mit einem Gesichtsausdruck der mir Angst machte. „Ich kann mein Bein nicht mehr bewegen“., sagte er. Was ist passiert? Schlaganfall? Ich bleibe ruhig und checke alles ab. Lege Frank auf den Boden und entlaste seine Hüfte indem indem ich seine Beine hochlegt. Er hat sich verhoben, ein eingeklemmter Nerv. Ein Stein fiel uns vom Herzen.
Später fing es heftig an zu regnen: Blitze zucken, Donner kracht, der Fluss schwillt an. Ein Sturm zieht über uns hinweg. Eine kleine Gruppe junger Leute die kurz vorher noch zu einer Bootstour rausgefahren waren schaffen es nur mit Mühe zurück ans Ufer. Alle sind durchnässt – aber irgendwie auch lebendig.
Ein Lost Place mitten im Busch
Nach gut drei Stunden Fahrt – es ist bereits später Nachmittag – erreichen wir das Trail Blazers Bush Camp. Eine Empfehlung von Cronye aus der Drifters Lodge. Die letzten Kilometer führen über eine lange, sandige Piste, dann durch ein einfaches Tor und weiter auf einem schmalen Pfad, der sich durch den Busch schlängelt.
Als wir ankommen, wirkt das Camp auf den ersten Blick wie ein traditionelles Buschmann-Dorf: kleine Rondavels mit Strohdächern, ein einfaches Gelände mitten in der Natur. Doch schon nach wenigen Minuten beschleicht uns ein merkwürdiges Gefühl. Türen stehen offen, auf einem Tisch liegt schmutziges Geschirr, in der Dusche tropft Wasser, und in den Hütten brennt Licht – aber weit und breit kein Mensch. Auch die Rezeption ist verschlossen. Ein ziemlich neuer Pick-up steht im Sand, der Motor längst kalt – das Auto scheint schon länger verlassen zu sein. Frische Hundespuren ziehen sich durch den Sand, aber auch die scheinen ins Leere zu führen.
Wir holen unsere Stühle raus, setzen uns vor unser Auto, trinken ein kühles Bier und überlegen, was wir tun sollen. Handyempfang haben wir kaum, Internet nur schwach – telefonieren ist nicht möglich, da uns die Airtime fehlt. Hierbleiben und im Auto schlafen? Die Vorstellung fühlt sich mit jeder Minute unwohler an.
Die Dämmerung setzt ein, die Schatten werden länger, und langsam wird es mir mulmig zumute. Das ganze Camp wirkt wie aus einer anderen Zeit – oder wie ein Ort, den man besser nicht zu genau hinterfragt. Frank findet zum Glück an einer Stelle auf dem Gelände ein schwaches Internet-Signal und kann einer benachbarten Lodge schreiben. Kurz darauf die Erleichterung: Sie haben geöffnet, wir dürfen kommen!
Schnell packen wir zusammen und machen uns auf den Rückweg. Doch als wir zum Tor zurückkehren, stockt uns der Atem: Es ist plötzlich verschlossen. Kein Mensch zu sehen. Der Puls steigt. Was, wenn wir hier wirklich nicht mehr rauskommen?
Ankommen, aufatmen, loslassen
Africa Palm Lodge. Zwei Tage zum Durchatmen. Wäsche waschen. Videos schneiden. Instagram. Und ein bisschen runterkommen. Wir lernen Mark und Henne aus Frankfurt kennen, die mit eigenem Landcruiser reisen. Hier gibt es endlich wieder Komfort, Gespräche, Strom, Internet – und heiße Duschen.
Ein letzter Versuch, einen PCR-Test zu machen, scheitert an einem absurden Preis – doch ein netter Afrikaner gibt uns den entscheidenden Tipp: „An der Grenze ist es günstiger.“ Danke, Fremder.