Botswana empfängt uns mit offenen Armen

Bushbuck Agricamping & erste Begegnungen

Nach der anstrengenden Grenzerfahrung gleiten wir endlich durch das weite, goldene Licht Botswanas. Noch immer summt unser Inneres – zwischen Erschöpfung und Glückseligkeit. Doch der Tag ist noch nicht vorbei.

Vier weitere Stunden sind es bis zu unserer Campsite. Endlose Straßen liegen vor uns, unterbrochen von kleinen Dörfern, Kühen, die mitten auf der Straße dösen, und Ziegen, die scheinbar keine Eile kennen. Der Himmel glüht im Abendlicht. Wir kaufen noch schnell Lebensmittel in Francistown und erstehen eine SIM-Karte – endlich wieder verbunden.

Dann erreichen wir Bushbuck Agricamping, geführt von Scott – ein Ort, so ruhig und einladend, dass wir augenblicklich durchatmen können. Wir sind die einzigen Gäste. Unser Platz liegt direkt an einer Seeterrasse – ein Stück Paradies. Als ob es ein Zeichen wäre, entzündet Scott für uns ein kleines Lagerfeuer. Wir setzen uns dazu, der Himmel wird tiefblau, die Sterne funkeln, und die Gespräche fließen wie warmer Tee. Ein Moment der Verbundenheit. Echt. Ungefiltert.

Von Mopani-Würmern und Elefanten

Am nächsten Morgen steht Scott plötzlich mit einem kleinen Tablett vor uns – gekochte Mopani-Würmer in Tomatensauce. Mein Magen dreht sich bei dem Anblick, die daumendick und fingerlangen Dinger glibbern mir förmlich entgegen. Aber Frankie ist mutiger als ich. Er probiert einen. Ich halte den Atem an. Er grinst. „Not bad :-).“ Ich muss mich bei dem Anblick fast übergeben.

Das legendäre Elephant Sands – Zwischen Faszination und Risiko

Dann geht’s weiter – Richtung Elephant Sands. Der Weg dorthin fordert volle Konzentration: Die Straßen sind übersät mit riesigen Schlaglöchern – metertief, manchmal breiter als unser Auto.Es ist ein ständiges Ausweichen, Bremsen, Zickzackfahren und das alles inmitten von großen LKW mit denen wir uns die Straße teilen. Und als ob das nicht reicht, laufen Kühe und Ziegen seelenruhig über die Straße, die Sonne steht tief – Afrika pur, in all seiner Wildheit.

Schon die Zufahrt zur Lodge führt über holprige Sandwege vorbei an echten, wilden Elefanten. Elephant Sands ist ein einzigartiges Camp im Herzen Botswanas. Die Gästeunterkünfte sind rund um ein natürliches Wasserloch angeordnet – ein Ort, den Elefanten bereits lange vor dem Bau des Camps regelmäßig aufsuchten. Heute müssen die Tiere auf ihrem Weg zum Wasser zwischen den Häusern der Touristen hindurchgehen. Für Besucher ist das ein beeindruckendes und hautnahes Naturerlebnis. Aus unserer Sicht birgt diese Nähe jedoch auch Risiken – für Mensch und Tier. In einer Gefahrensituation hätten die Elefanten kaum eine Möglichkeit zur Flucht, was zu stressbedingten Reaktionen oder Konflikten führen könnte.

Auf unserem Rückweg blockiert ein großer Jungbulle unseren Weg, schleudert seinen Rüssel hin und her und schaukelt mit seinem Fuß – dabei bleibt er fast provozierend stehen – unser Puls schnellt  in die Höhe. Wir fahren querfeldein, das Herz klopft bis zum Hals und wir waren froh als wir die Hauptstraße wieder erreichten.

Doch das nächste Abenteur ließ nicht lange auf sich warten. Ganz Botswana ist Wildlifegebiet und die Elefanten stehen überall rechts und links von der Schnellstraße. Plötzlich sehen wir ein großen Elefantenkadaver am Wegesrand liegen, es war nicht mehr viel dran aber neben ihm Stand ein Elefant der zu trauern schien. Afrika ist wild. Und wunderschön.

Die Magie von Senyati Campsite

Wir entscheiden uns um – statt bei den Elefanten in Elephant Sands bleiben wir zwei Nächte in der Senyati Campsite. Und was für ein Ort das ist! Nicht weit von der Grenze zu Simbabwe entfernt, liegt hier ein Platz mit einem Wasserloch und einem unterirdischen Bunker, von dem aus man die Tiere beobachten kann.

Und tatsächlich: Kaum stehen wir im Halbdunkel des Bunkers, da nähert sich ein Elefant. Riesig. Majestätisch. Und dann… schaut er direkt zu uns, kommt näher und streckt seinen langen Rüssel in die Sehschlitze des Bunkers. Wir drücken uns mit dem Rücken an die Wand.  Dann stellt er seinen Fuß – auf das Dach unseres Bunkers, alls wolle er uns zu verstehen geben „ich weiß das ihr da seid“. Für einen Moment stockt uns der Atem. Es ist kein Zoo, kein Gehege, das hier ist echtes, wildes Afrika.

Abends regnet es in Strömen. Der Himmel öffnet seine Schleusen, als wolle er uns reinigen – von allem Staub, aller Hitze, aller Anspannung. Und während die Tropfen aufs Dach prasseln, sitzen wir da, trinken ein Savanna Dry und hören den Elefanten spielen im Wasser zu. Magisch.

Stille Stunden

Heute ist kein Tag für Abenteuer. Heute ist ein Tag für uns. Wir bleiben auf dem Camp, schauen den Elefanten zu, sortieren Fotos, schreiben, verarbeiten. Näher dran an der Natur kann man kaum sein.

Ein junger Bulle spielt im Wasser, schüttet sich genüsslich nass, spritzt – und schaut dabei direkt zu uns rüber. Diese Nähe… sie verändert etwas in uns.

Auf Safari am Sambesi

Nach zwei Nächten geht’s weiter. Eigentlich wollen wir den Chobe Nationalpark erkunden – doch der Weg dorthin ist mehr Irrfahrt als Fahrt. Der Eingang? Versteckt. Nur mit Hilfe eines Rangers finden wir schließlich den sandigen Weg entlang des Sambesi.

Und was für ein Weg das ist: Krokodile dösen am Ufer, Flusspferde blinzeln aus dem Wasser, Impalaherden ziehen elegant durch den Busch. Für drei Stunden verlieren wir uns in dieser wilden Schönheit.

Doch dann zieht es uns zurück – zu unserem vertrauten Senyati Camp, zu unserem Platz, zu unserem kleinen Waschhaus, das längst einen Charme entwickelt hat, den wir vorher gar nicht gesehen hatten.

Und gerade, als wir den Grill anwerfen, geschieht es: Zwei große Elefantenherden, jeweils mit ca. 20 Tieren, ziehen direkt an unserem Camp vorbei – keine 10 Meter entfernt. Ein Elefant bewacht uns genau – wir bewegen uns nicht – während seine Herde mit Jungtieren und  Müttern an uns vorbeizieht. Lautlos. Würdevoll. Ein Geschenk. 

Diesen einmaligen Moment durften wir mit Gabi und Patrice teilen, zwei Reisende die wir zurselben Zeit kennenlernten und wir uns auf anhieb sympathisch waren.