Trans-Kalahari-Grenze: Trillerpfeife im Niemandsland

Botswana hinter uns, Namibia voraus – aber die Grenze macht’s uns mal wieder nicht leicht. Ganze 4,5 Stunden kostete uns der Grenzübergang bei der Trans-Kalahari Border. Allein über eine Stunde standen wir an der Kasse, um die Gebühren fürs Auto zu zahlen (337 NAD ≈ 20 €). Und als wir uns gerade sicher waren, alles erledigt zu haben und in Namibia einzureisen, ertönt hinter uns eine Trillerpfeife.

Verwirrt drehen wir uns um – ein namibischer Grenzbeamter auf einem Fahrrad (!) winkt uns zurück. PCR-Testkontrolle vergessen! Also zurück, den Test gezeigt, draußen in ein zerzaustes Buch auf einem Holztisch eingetragen – keiner mehr da, der das beaufsichtigt. Willkommen in Namibia.

Prospect Guest Farm bei Windhoek: Ruhe nach dem Regen

Von der Grenze bis Windhoek sind es einige Stunden Fahrt, mit kurzem Halt an der Christuskirche, dann weiter zur Prospect Guest Farm. Die Farm liegt idyllisch an einem See – normalerweise klein, jetzt durch die schwersten Regenfälle der letzten 10 Jahre riesig und über die Ufer getreten. Wir sind allein, wie so oft auf dieser Reise. Nur die Insektenplage stört die Idylle. Outdoor-Leben ist nicht immer romantisch – manchmal einfach anstrengend.

Sossusvlei: Zeitlosigkeit und ein Wüstenregen

Wieder zurück an einem Ort, der für uns mehr ist als nur eine Station – in Sossus Oasis Camp* hat vor 5 Jahren unsere Idee des „zeitlosen Reisens“ seinen Anfang gefunden.

Die Fahrt dorthin über den Spreetshoogte Pass – einfach spektakulär. Der Blick über eine grün überzogene Wüste, ein ganz seltener Anblick. Und dann: ein gigantischer Wolkenbruch, wie wir ihn in der Wüste noch nie erlebt haben. Der erste Tag vergeht ruhig, wir brauchen nur eins: Pause.

Am 19. geht’s früh los – Dead Vlei ruft. 60 km Fahrt, dann zu Fuß weiter – über Dünen, unter der prallen Sonne, über 40 °C. Zwei Stunden wandern wir durch diese unbarmherzige Schönheit. Tot, aber glücklich.

Lüderitz: Geisterstadt, Diamanten, Atlantik und alte Freunde

Die raue Küste ruft. Lüderitz, ein Ort voller Kolonialgeschichte, Wind und salziger Atlantikluft. Wir treffen Gabi und Patrice wieder – alte Bekannte, mit denen wir einen schönen Abend verbringen im Cormorant House*. Der Einbruchversuch in ihr Zimmer in der Nacht zuvor hinterlässt zwar ein mulmiges Gefühl, aber unser kleines Zimmer mit Meerblick ist ein kleines Paradies.

Am nächsten Morgen: Besuch in der verlassenen Diamantenstadt Kolmannskuppe, Führung inklusive. Danach fahren wir zum Díaz Point, weiter zum Agate Beach und entdecken einen purpurfarbenen See – fast surreal. Auf dem Rückweg noch ein Halt bei den Wüstenpferden, vier von ihnen erscheinen tatsächlich am Brunnen. Ein magischer Moment.

Abends zurück auf der Klein-Aus Vista Campsite, wo wir mit Gabi und Patrice essen. Freundschaft auf Reisen – unbezahlbar.

Abschied & neue Begegnungen

Ein gemeinsames Frühstück, ein Abschiedsgeschenk (ein Tuch mit Pferden für mich, Kekse für Frank) – so herzlich kann Reise sein. Danach wandern wir noch zum Horse Viewpoint – ein stiller, weiter Blick über das Land. Dann trennen sich unsere Wege: Gabi und Patrice fahren nach Norden, wir Richtung Fish River Canyon.

Abends schlagen wir unser Zelt auf der Canyon Roadhouse Campsite auf und fahren zum Sonnenuntergang am Canyon. Das Licht enttäuscht, doch wir begegnen Ulli und Jörg aus Hamburg – ein intensives, sofort vertrautes Gespräch über Reisen und das Leben.

Als die Nacht kommt, beginnt die Invasion der Heuschrecken. Tausende. Alles springt, krabbelt, fliegt. Wir flüchten ins Dachzelt.

Heuschrecken, Internet & tote Mäuse

Wir verbringen zwei Nächte auf der Canyon Roadhouse Campsite. Ein Tag Pause – Pool, Online-Arbeit, entspannen. Die drei belgischen Motorradfahrer aus Botswana treffen wir wieder. Und dann, am nächsten Morgen, ein kurioses Geschenk: Eine tote Maus auf unserem Zelt – wohl ein Mitbringsel der Katze, die uns regelmäßig besucht.

Wir fahren nach Keetmanshoop für einen weiteren PCR-Test, schauen uns unterwegs noch schnell die Köcherbäume und den Giant’s Playground an – dann geht es weiter nach Süden.

The Whitehouse Farm: Sterne, Quarz & ein echtes Zuhause

Kurz vor Grünau – ein Tipp von einem älteren Paar führt uns zur Whitehouse Guest Farm*. 17 Hektar Wüste, Rosenquarz-Mine, handgemachte Souvenirs. Dolph, der Farmer, empfängt uns mit herzlicher Offenheit. Wir lassen uns das Abendessen auf die Campsite bringen – traditionelle namibische Küche unter dem Sternenhimmel.

Dann passiert etwas, das ich nie vergessen werde: eine Sternschnuppe, riesig, mit Schweif, leuchtet für ganze 3–4 Sekunden. Ich wünsche mir nichts – ich bin einfach nur da.