Rio Grande und ein Besuch beim Barbier

Den ersten Hafen den wir in Brasilien erreichen ist in Rio Grande do Sul. Rio Grande liegt im südlichsten Bundesstaat Brasiliens und ist das Land der Gauchos. Hier soll der Wilde Westen noch gelebt werden, aber davon bekommen wir bei unserem kurzen Besuch leider nichts mit. Stattdessen erleben wir andere Abenteuer.
Der Hafen ist klein und unspektakulär, aber auch hier wollen die Menschen ein Stück vom Kreuzfahrttourismus abhaben, also wurden wir von jungen Tänzern und Tänzerinnen in traditionellen Cowboy Trachten, empfangen.
Die Armut und daraus resultierende Kriminalität des Landes spüren wir schon direkt nach dem Verlassen des Hafengeländes. Von der Erkundung der Umgebung zu Fuß riet man uns strikt ab. Also nehmen wir uns ein Taxi, welches uns zu einem kleinen Fährhafen in der Nähe bringen soll und von dort aus besuchen wir eine kleine vorgelagerte Insel namens Sao José do Norte.
Auf dem kleinen, sehr in die Jahre gekommenen Fährschiff befinden sich ausschließlich Einheimische, genauso wie auf der Insel selber. Hier scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Alte Pferdekarren ziehen durch die mit bunten kleinen Häusern gesäumten Gassen. Wir kommen an einem kleinen Baber Shop vorbei und werfen einen Blick durch das Fenster. Ein junger Barbier mit Schürze wartet auf Kundschaft. Dass ein Deutscher sein erster Kunde an diesem heutigen Tag sein wird, hat er wohl auch nicht mit gerechnet. Da die meisten Brasilianer ausschließlich portugiesisch sprechen, ist es mit der Kommunikation nicht ganz einfach. Aber Frank erklärt dem jungen Mann was er gerne möchte und verhandelt den Preis. Gesagt getan und schon sitzt Frank auf dem Stuhl des Barbiers und hat die Klinge am Hals. Nach eine halben Stunde verlassen wir den Shop, Frank mit akkurat rasierten Bartkanten und wohlriechend und ich, froh ihn an einem Stück wieder an meiner Seite zu haben. Die Prozedur kostete 15 Brasilianische Real, umgerechnet ca. 3,80€.
Wir schlendern noch ein bisschen durch die kleinen Gassen, ab und zu regnet es aber es ist trotzdem sehr heiß. Wir kommen an eine große Kirche, in der wir gerne Kerzen für unsere verstorbenen Mamas angezündet hätten, leider ist es uns nicht erlaubt sie zu betrete. So denken wir ohne Kerze ganz fest an sie.
Langsam müssen wir uns auf den Rückweg zur Fähre machen. Es hat erneut angefangen zu regnen und uns bietet es einen mystischen Blick auf den kleinen Hafen mit einem einsamen Fischer im Regenmantel und-Hut der einsam in seiner Nussschale dahinschippert. Während der Überfahrt reißt der Himmel auf und ein wunderschöner Regenbogen erstrahlt über dem Wasser vor der kleinen verwunschen Insel Sao José do Norte.
In Rio Grande do Sul angekommen nehmen wir uns schnell ein Taxi um wieder rechtzeitig an Bord unseres Schiffes anzukommen, welches heute Abend ausläuft um am nächsten Morgen den Hafen von Rio de Janeiro zu erreichen.