Äquatortaufe und die Kapverden – Alles so schön bunt hier…
Heute ist unser 2. Seetag. Diese Nacht um 1:47 Uhr haben wir den Äquator überquert, wir befinden uns jetzt wieder auf der Nordhalbkugel unserer wunderschönen Erde. Um 1:50 Uhr hat der Wecker uns aus dem erst kurzen aber sehr tiefen Schlaf gerissen! Jetzt stehen wir in ziemlich starkem Wind draußen auf unserem Balkon, klammern uns aneinander fest und genießen das Gefühl genau jetzt den Äquator zu überqueren, total verrückt, aber sehr aufregend und eigentlich unbeschreiblich!
Am Morgen ist es bewölkt und es schaukelt ganz schön, deshalb haben wir beschlossen den Tag gemütlich anzugehen. Wir haben uns ein leckeres Frühstück mit allem was das Herz begehrt und mit leckerem Obst (Mango, Ananas, Papaya und Melone)auf unsere Kabine bringen lassen. Im Bademantel auf unserem Balkon sitzend haben wir es uns gut gehen lassen.
Um 11:00 Uhr ist Neptun mit seinem Gefolge an Bord gekommen um alle Gäste aufgrund der Äquatorüberquerung zu taufen. Es ist ein lautes und buntes Treiben. Wir werden von Neptuns Untertanen zur Taufzeremonie abgeholt, da hilft kein wehren, wir müssen dadurch. Zuerst muss ein riesiger echter Fisch auf den Mund geküsst werden, dann bekommen wir mit einer großen Spritze Schnaps den Mund gespritzt, als Nächstes gibt es einen weniger schmackhaften Windbeutel mit einer Senffüllung nachgeschoben, unser noch „ungereinigtes“ Haupt wird mit einer bunten puddingähnlichen, klebrigen Masse eingeschmiert und wir bekommen einen fetten Neptunstempel auf die Stirn gedrückt. Dann geht es mit einem beherzten Sprung in den Pool! Nun sind wir von irdischem Staub gereinigt, getauft und des Bereisens der Weltmeere würdig. Gerade abgetrocknet, tut sich der Himmel auf und es gießt in Strömen auf unsere noch halbnassen und verschmierten Körper. –Was das wohl zu bedeuten hat?- Nichts desto trotz ist es eine schöne Tradition und wir hatten wirklich viel Spaß!
Am 4. Seetag entdecken wir kurz vor Sonnenuntergang endlich und lang ersehnt wieder Land!
Die südlichste Insel der Kapverden. Brava, ist am Horizont schemenhaft auszumachen.
Zunächst wirkt sie wie eine dünne Schleierwolke dicht über dem Meeresspiegel doch dann wird sie deutlicher und klarer. Wunderschön ist dieser Anblick eines kleinen Stückes Land in diesem unendlichen Ozean.
Kurze Zeit später taucht an Steuerbord Fogo aus dem Nichts auf. Fogo wirkt majestätisch mit seinem 2830 Meter hohen Vulkan der den Inselmittelpunkt kennzeichnet. Die untergehende Sonne färbt die Inseln in die unterschiedlichsten gelb und dunkelrot Töne, ein wunderschönes Schauspiel.
Wir werden die Passage der beiden Inseln über Nacht vollziehen und dann früh am Morgen Saõ Vicente erreichen.
Die Kapverdischen Inseln, auch kurz Kapverden genannt, sind eine Inselgruppe im Atlantischen Ozean. Sie liegen etwa 570 Kilometer vor der afrikanischen Westküste und sind ein Teil von Makaronesien. Seit 1975 bildet das Gebiet der Inseln die unabhängige Inselrepublik Kap Verde.
Bei Sonnenaufgang laufen wir in den kleinen Hafen von Mindelo auf der Insel Saõ Vicente ein. Es scheint so als wären die Hafenlotsen und -arbeiter mit dem Anlegemanöver überfordert, so häufig legt hier wohl kaum ein größeres Schiff an. Im Hafenbecken sind verstreut einige Schiffswracks auszumachen. Ob wir den Hafen wieder verlassen werden…;-)?
Heute wollen wir die Altstadt von Mindelo zu Fuß erkunden. Da wir hier wieder die Möglichkeit haben, das Schiff auf dem Fußweg durch das Hafengelände zu verlassen, schlendern wir auch schon eine halbe Stunde später am kleinen Standstrand entlang. Kurz darauf erreichen wir die alte Fischmarkthalle, die uns wie überall auf dieser Welt, anlockt und so verweilen wir eine ganz Weile im lebendigen Trubel der Markthalle. Schauen den Fischern beim Entschuppen der Fische zu. Hierzu benutzen sie eine alte Konservendose deren Unterseite grob durchbohrt wurde und so mit den scharfen Bohrlochkanten wie eine grobe Raspel funktioniert. Die Frauen bieten Fische in allen Größen und Farben an und rückseitig der Halle liefern deren Männer den frischen Fang der Nacht an.
Einige Zeit bummeln wir noch durch die kleinen alten Gassen Mindelos, vorbei an bunten Häusern, gammeligen winzigen Geschäften und Kneipen. In der Dorfkirche, gibt es endlich mal wieder die Möglichkeit zwei Kerzen für unsere Mamas anzuzünden und einen kleinen Moment in Stille, Nachdenklichkeit und Dankbarkeit zu verweilen.
Zurück am Hafengebäude nutzen wir die Möglichkeit freien Wifi’s. Schreiben unseren Familien und Freunden schnell ein Lebenszeichen. Die letzten 4 Tage auf dem Atlantik hatten wir auf das gewohnte Internet verzichten müssen, auch mal ganz schön!
Danach laufen wir noch rüber zu einem wunderschönen Strand mit türkisfarbenen Wasser und setzen uns auf ein Bierchen in die Strandbar.
Am späten Nachmittag auf dem Rückweg zum Schiff, fallen uns noch einige uralte, völlig verrostete und wohl seit Jahren nicht mehr fahrtüchtige Kriegsschiffe im Hafen auf. Ganz nah an ihnen zu stehen und sie für eine morbide Fotokulisse zu nutzen lässt uns schaudern und so verlassen wir die Geisterschiffe schnell wieder und sind froh wieder zu Hause auf unserem Ozeandampfer angekommen zu sein.
Abends, beim Auslaufen kommen starker Wind und hohe Wellen auf. Hoffentlich wird die Nacht nicht allzu unruhig und wir werden nach einem weiteren Seetag, sicher Lanzarote erreichen…